Jagdhund ohne Jagdschein? •• Jagdhunderassen •• Laufhunde/Meutehunde/Bracken •• Jagd und Jäger •• Erziehung & Ausbildung
Die AutorInnen Fotogallerie Bücher & DVD Links Kontakt Copyright/Haftungsausschluss

Wissenswertes



Hundehaltung in Spanien


> Wissenswertes

> Erfahrungen mit dem...
> Züchterinterviews
> Portraits



home

Hundehaltung in Spanien
von Dr. Anna Laukner

Nachdem ich auf meinen Artikel über den Podenco Ibicenco Leserzuschriften bekommen habe, die sich auf das Hundeelend in Spanien beziehen, möchte ich gerne ein wenig von meiner Arbeit als praktizierende Tierärztin auf Ibiza und meine Erfahrungen mit dem Tierschutz im Süden berichten. Ich denke, viele - wenn auch nicht alle - meiner Ausführungen gelten auch für andere südliche Länder.

Die Tierschutzproblematik im Süden ist ein Thema, das naturgemäß viele Menschen beschäftigt und auch polarisiert. Generell gelten Spanier in Deutschland als wenig tierschutzbewußt, ja sogar als grausam. Sicher trägt die barbarische Tradition des Stierkampfes viel zu diesem Bild bei, sicher auch die Berichte von ausgemusterten Rennhunden (meist Greyhounds oder Greyhound-Galgo Espanol-Mischlinge), die aufgehängt oder auf sonstige Weise grausam entsorgt wurden. Außerdem sind viele Deutsche der Meinung, dass Südländer eine panische Angst vor Hunden haben. Auch ich war nicht frei von diesen Vorurteilen, als ich vor zehn Jahren nach Ibiza zog, um dort in einer internationalen Tierarztpraxis zu arbeiten. Da wir hier auf der Insel eng mit diversen Tierschutzorganisationen zusammenarbeiten, habe ich einen recht guten Einblick, was das Verhältnis der Einheimischen zu ihren Hunden bzw. zu Hunden generell angeht.
So ist es etwa auf Ibiza so, dass sehr viele "Aussteiger" (nicht nur Spanier, sondern vor allem auch Deutsche und Engländer) sich unüberlegt Hunde anschaffen. Diese Leute konsumieren häufig Drogen oder übermäßig viel Alkohol, die Hunde sind in vielen Fällen sich selbst überlassen. Nach der Rückkehr der Besitzer in ihre Heimatländer werden diese Hunde oft zu Tierschutzfällen. Und da es auf Ibiza (wie auch auf dem Festland und in den meisten südlichen Ländern) nur selten voll umzäunte Grundstücke auf dem Land gibt, kommt es oft zu heiklen Situationen: Streunende Hunde reißen Schafe und Hühner, die verzweifelten einheimischen Bauern legen in ihrer Not Gift aus oder greifen zur Flinte. Und die Hundebesitzer schimpfen dann auf die grausamen Spanier...
Dass die Bauern ihre Hunde oft an der Kette oder im Zwinger halten, hat unter anderem den Grund, ihr Vieh und das der Nachbarn zu schützen! Wobei ich an dieser Stelle ganz klar sagen muss, dass auch ich Mitleid mit diesen armen Kreaturen habe, die oft tagein, tagaus an einer kurzen Kette hängen, kaum ein freundliches Wort hören und nur für kurze Zeit in der Jagdsaison frei laufen dürfen.

Ca Rater Mallorquín in seiner Heimat. (Foto Anna Laukner.)
Titelfoto: Podenco Ibicenco während der Jagd auf Ibiza.

Ein Beispiel: Der junge Podenco-Mischling heulte steinerweichend. Er war an einer kurzen Kette angebunden, verbrachte die ganze Woche mutterseelenallein auf dem Wochenendgrundstück seines Besitzers. Am Sonntag kam der mit seiner Familie und schüttete den Trockenfuttervorrat für eine ganze Woche in einen Trog. So ging es wochenlang, bis eine Freundin von mir, die in der Nähe dieses Grundstückes lebt, den Besitzer auf seine nicht artgerechte Hundehaltung ansprach. Der Mann war ehrlich erstaunt, hatte er doch nach bestem Wissen und Gewissen für das körperliche Wohl seines Hundes gesorgt! Die psychischen Bedürfnisse des Rudeltieres Hund, sein Bedarf an täglicher Bewegung waren ihm unbekannt; er hatte schlichtweg keinen blassen Schimmer von Hunden! Er hatte sich einen jungen Hund angeschafft, wie sich andere Menschen vielleicht Geflügel oder Kaninchen anschaffen (die ja auch in Deutschland oft unter ganz unerträglichen Umständen gehalten werden). Nach einem ersten Gespräch löste er die Kette des Hundes. Die Folge war natürlich, dass das deprivierte Tier sich bei der ersten Gelegenheit auf die Achse machte und innerhalb kurzer Zeit am Haus meiner Freundin auftauchte... wo er auch heute noch lebt.
Was ich damit sagen will, ist, dass viele nicht artgerechte Haltungen nicht auf Faulheit oder Geiz der Besitzer zurückzuführen sind, sondern schlicht auf Unwissenheit. Im Gespräch mit vielen spanischen Hundebesitzern stelle ich immer wieder ein großes Interesse an allen Themen fest, die Hunde betreffen, ich habe viele spanische Hundebesitzer bittere Tränen weinen sehen, als ihr geliebtes Haustier starb oder eingeschläfert werden musste. Auch die vielen, inhaltlich sehr hochwertigen spanischen Hundezeitschriften zeugen davon, dass der Markt und das Interesse für artgerechte Hundehaltung und -erziehung vorhanden sind. Artikel über Hundebesuche im Altersheim, Rollstuhlbegleithunde, diverse Verhaltensprobleme und deren Behandlung etc. sind in fast jeder Ausgabe zu finden.

Agility Training auf Ibiza. (Foto Anna Laukner.)

Alleine auf der kleinen Insel Ibiza gibt es übrigens zwei Agility-Clubs, jährlich werden Hundeausstellungen abgehalten. Dies ist für mich ein Indiz für einen gesellschaftlichen Wandel in Spanien, hin zu mehr Verständnis für das Mitgeschöpf Tier. Dieser Prozess sollte meiner Ansicht nach unterstützt und nicht bei jeder Gelegenheit mit reißerischen Aufmachern über die Tierquälernation behindert werden.
Natürlich kann ich nur für unsere kleine Insel (das "Stammland" des Podenco Ibicenco) sprechen und nicht für das gesamte spanische Festland. Ich möchte aber bemerken, dass bewusste Tierquälerei und Profitgier nicht an einer Nationalität oder in Bezug auf eine Hunderasse festzumachen sind. Hierbei denke ich etwa an all die elenden Kettenhunde, die auf vielen deutschen Bauernhöfen oder Schrottplätzen ihr Dasein fristen. (Aus meiner Anfangsassistentenzeit in Niederbayern fallen mir mit Grausen die alten Hofhunde ein, die handballgrosse Mammatumoren oder chronische, eitrige und hochgradig schmerzhafte Ohrentzündungen mit sich herumschleppten – wohlgemerkt, wir waren zufällig zur Behandlung eines Pferdes oder Schafes auf diesen Höfen und nicht etwa wegen der kranken Hunde gerufen worden!).
Oder ich denke an die Deutschen Schäferhunde, die nicht die "sportlichen" Erwartungen ihrer Besitzer erfüllen und alleine aus diesem Grund (und mit fadenscheinigen Ausreden) getötet werden. Oder die Ausstellungsyorkies oder –pudel, die ihr Leben entweder auf dem Frisiertisch oder im Käfig verbringen... . Und wenn in Deutschland das Wetten bei Hunderennen offiziell erlaubt wäre und es um das große Geld ginge, so fänden hierzulande bestimmt auch viele "untaugliche" Rennhunde ihr vorzeitiges Ende. (Wie übrigens auch bei den doch sonst so tierlieben Briten, die ja – wie auch die Spanier – die Hetzjagd mit Hunden immer noch nicht verboten haben).

Podenco Orito Español bei der Jagd. (Foto: José Jiménez)

Die Vorstellungen, wie ein „glückliches“ Hundeleben auszusehen hat, sind eben doch sehr unterschiedlich und werden von vielen Tierfreunden (und auch Tierschützern) leider viel zu oft an dem gemessen, was die Menschen sich für sich selber wünschen. Eine wilde Rattenjagd hinterm Schweinekoben oder ein duftendes Schaumbad mit Trüffelpralinen – wie viele deutsche Hunde wohl das eine nie und das andere viel zu häufig bekommen?
Wir haben übrigens nicht wenige spanische Podenco-Besitzer in unserer Klientel, die ihren Hunden tierärztliche Betreuung zukommen lassen, wenn sie verletzt oder krank sind, und dabei auch erhebliche Kosten in Kauf nehmen. Sie besuchen ihre Hunde dann mitunter täglich in der Klinik und haben durchaus ein liebevolles Verhältnis zu ihnen. Darunter sind ältere und jüngere Männer, einfache Leute, Bauern. Und wenn diese Hunde auch keinen Platz auf dem Sofa und kein sündteures Halsband haben, so bin ich mir nicht sicher, ob sie genau das gegen ihr bodenständiges Leben eintauschen würden. Ganz bestimmt gibt es auch auf dem Festland genug Jagdhunde-Besitzer, die ihren Hund nicht gleich am nächsten Baum aufknüpfen, wenn er einmal nicht die erwünschte Leistung bringt. In diesem Zusammenhang: Auch in Spanien gibt es ein Tierschutzgesetz, zwar noch nicht so lange wie in Deutschland, aber es existiert und das nicht nur auf dem Papier.
Spanien hat etliche Hunderassen hervorgebracht. Und auch wenn die spanischen Pferde berühmter sind als die Hunde, werden die Rassen gepflegt und es finden zahlreiche Ausstellungen und Leistungsprüfungen statt, die im Anschluss immer ausführlich in der einschlägigen Fachpresse besprochen werden. Dabei fällt auf, dass es sich ausschließlich um Gebrauchsrassen handelt, die auch fast alle noch in ihren ursprünglichen Einsatzgebieten verwendet werden. So wird etwa der Mastin del Pirineo, ein dem Pyrenäenberghund ähnlicher Herdenschutzhund der spanischen Pyrenäenseite, nach jahrzehntelanger Vergessenheit heute wieder eingesetzt, um Schafherden vor streunenden Hunden zu schützen. Die Spanier sind sehr stolz auf ihre Hunderassen. Einige der spanischen Rassen sollen sogar zu den Vorfahren vieler anderen europäischen Rassen gehören, wie der Pachón Navarro als Vorfahr vieler Vorstehhunderassen oder der Alano als Vorfahr vieler doggenartiger Hunde wie etwa des Boxers.

Englische Bulldoggen bei der Ausstellung in Spanien. (Foto Anna Laukner.)

Aber auch ausländische Rassen sind außerordentlich beliebt, und der Ausstellungssport ist weit verbreitet in Spanien. Häufig trifft man zum Beispiel Englische Bulldoggen, was angesichts des heißen Klimas eher befremdet. Schlittenhunde waren eine Zeitlang sehr beliebt, werden aber leider nicht selten zu Tierschutzfällen.Der starke Jagdtrieb dieser Rassen, gepaart mit der Hitzeempfindlichkeit lässt den Alltag für Hund, Herr und Nachbarn oft zu einer Strapaze werden. Die Bauern haben (zu Recht) Angst um ihre Schafe und Hühner, legen Gift aus... Natürlich vermehren sich all die Huskies und Malamutes auf ihren Streifzügen, so dass in den letzten Jahren auch viele Schlittenhundmisch -linge aufgetaucht sind, für die Ähnliches gilt wie für ihre Vorfahren. Zwei traurige Erlebnisse aus der Praxis sollen dieses Problem veranschaulichen:
Eine junge Familie (Engländer; Vater, Mutter, zwei Kinder) kam mit ihren zwei Husky-Welpen zur Erstimpfung in die Praxis. Die Hunde waren aus der Zoohandlung, natürlich ohne jede Aufklärung vor dem Kauf. Auf meine Warnung, die Hunde nur ja frühzeitig zu erziehen und einen hohen Zaun zu ziehen, Huskies hätten einen ausgeprägten Jagdtrieb, erwiderten die beiden, sie hätten Erfahrung mit Hunden und das sei alles kein Problem. Fünf Monate später dann der Anruf der entnervten Ehefrau: Was es denn koste, zwei Huskies einschläfern zu lassen, sie töten bereits die Hühner des Nachbarn. Beide Junghunde konnten nach Deutschland vermittelt werden, also doch ein Happy End.
Nicht so glücklich ging es aus für Bigfoot, den 60 kg schweren Alaskan Malamute, der plötzlich aus dem Nichts auftauchte; sein Besitzer konnte nicht ermittelt werden. Nachdem er an seinem vorläufigen Pflegeplatz ein Schaf des Nachbarn gerissen hatte, kam er ins Tierheim eines privaten Tierschutzvereins. Keine Vermittlungschance in den nun folgenden sechs Monaten. Dann ein Anruf aus dem Tierheim: Bigfoot war in der Nacht über den Zaun in den Nachbarzwinger geklettert, hatte dort einen Cockerspaniel getötet. Der sensible Schlittenhund war in seinem Gefängnis durchgedreht. Noch am selben Tag wurde er eingeschläfert.

Ausstellungsbesucher in Spanien. (Foto Anna Laukner.)

In staatlichen spanischen Tierheimen werden die Hunde nach zehn Tagen eingeschläfert. Da es auf den Balearen Pflicht ist, seinem Hund ab dem Alter von sechs Monaten einen Mikrochip setzen zu lassen, kann aber zum Glück ein großer Teil der entlaufenen Hunde schnell wieder ihren Besitzern zugeführt werden. Erfahrungsgemäß kommt es aber auch vor, dass Besitzer „nicht mehr ermittelbar“ sind bzw. die Person am anderen Ende der Leitung nichts über den Hund zu wissen vorgibt. (Und natürlich hält sich auch nicht jeder an die doch so sinnvolle Mikrochip-Pflicht).
Die Tierschutzorganisationen der Insel (die spanische ADDA, die deutschen DUO und TINI) bemühen sich, jeden Hund, der auch nur eine geringe Chance auf Vermittlung hat, aus den staatlichen Tierheimen herauszuholen. Dabei muss betont werden, dass die Zusammenarbeit mit dem Hundefänger sehr gut funktioniert. Auch dieser Spanier hat durchaus ein Herz für die Kreatur und tut das in seiner Macht stehende, um den Hunden den Tod zu ersparen. (Die staatlich angeordnete Tötung herrenloser Hunde hat ihren Ursprung übrigens in der Tollwutbekämpfung). ADDA bemüht sich vor allem um die Vermittlung der Hunde vor Ort, DUO und TINI nutzen außerdem ihre Kontakte nach Deutschland, um geeignete Hunde auch dorthin zu vermitteln.
Ein weiterer, sehr wichtiger Aspekt der Tierschutzarbeit vor Ort ist die Geburtenkontrolle durch Kastrationen und die Aufklärungsarbeit. Viele Einheimische sind bereit, ihre Hündinnen kastrieren zu lassen, oft zahlen sogar die ärmeren Besitzer dann einen Teil der Kosten selbst. Anders sieht es bei den Rüden aus: Der Spanier argwöhnt nämlich (wie übrigens fast jeder Mann dieser Erde), dass die Operation ansteckend sei...

Podenco Orito Español Hündin mit Welpen. (Foto: José Jiménez)

Apropos Zahlungsmoral: Gerade die Landbevölkerung zahlt zuverlässig ihre Tierarztrechnungen, auch wenn nicht selten geschluckt wird, weil der Betrag den „Wert“ des Tieres übersteigt.
Und noch etwas zur Geburtenkontrolle:Tatsächlich stellen die vielen Welpen ein tierschutzrelevantes Problem dar. Mein schlimmstes diesbezügliches Erlebnis war eine Mülltüte, die ein Schweizer Ehepaar aus einer Tonne gefischt hatte, weil sie ein Wimmern darin gehört hatten. Als wir die zugeknotete Tüte in der Praxis öffneten, bot sich ein schreckliches Bild: Inmitten von Hausmüll, Kaffeesatz und Gartenabfällen lagen zwei neugeborene Welpen (noch mit Nabelschnur), der eine bereits tot, der andere noch am Leben. Ich würde mich nach dreizehn Jahren Berufserfahrung als relativ abgehärtet bezeichnen – aber das ließ mich Tränen der Wut und der Hilflosigkeit weinen. Generell wird das Thema Geburtenkontrolle bei Hunden (und Katzen) hier kontrovers diskutiert. Ein Kunde von uns - Schweizer und Podencobesitzer – argumentierte so: In der Natur schafft es auch nicht jeder Wurf. Er übernehme die Auslese; das komme ihm natürlicher vor als seine Hündin mit künstlichen Hormonen oder einer Operation unfruchtbar zu machen. Im Prinzip kann ich mich in diese Denkweise schon hineinversetzen – auf der anderen Seite empfinde ich es aber als sehr grausam, einer Mutter (die ja eben unter meinem Schutz steht und nicht alleine in der Natur zurechtkommen muss) ihre Kinder nach der Geburt wegzunehmen.

Agility Training auf Ibiza. (Foto Anna Laukner.)

Viele der Ausländer (also Deutsche, Engländer, Holländer und sonstige Nationalitäten) lassen ihre Hunde eben nicht kastrieren, da sie doch einmal Junge gehabt haben sollen. Manche kommen sogar in die Praxis und fragen, ob wir einen geeigneten Rüden für ihre Hündin wüssten. Auf die Frage, ob sie denn auch schon gute Abnehmer für die Welpen hätten, meinen sie meistens, die würden sich dann schon finden ... (meistens finden sie sich dann auf dem Flohmarkt, an dessen Rand die Welpen dann mit vier, fünf Wochen verschenkt werden – meist an Wildfremde). Aber natürlich sind es auch die einheimischen Landbewohner, die ihre kleinen Hofhunde nicht kastrieren lassen (weil man das eben nie so gemacht hat) und dann die Welpen entweder verschenken oder töten. Doch – wie gesagt – findet hier bereits ein Umdenken innerhalb der einheimischen Bevölkerung statt.
Die älteren Einheimischen haben oft kleine Pekinesenmischlinge, die auf der Insel und auf dem Festland sehr beliebt sind. Man sieht diese Hündchen in Eintracht mit ihren Besitzern und Besitzer-innen vor der Haustür sitzen, oder unter einem Feigenbaum, von wo aus die Schafherde beaufsichtigt wird.
Zwei Punkte fallen mir auf, in denen sich die spanische von der deutschen Einstellung zum Hund unterscheidet: Einmal das Anbieten von Welpen in Zoohandlungen. Zwar geben die Hundezeitschriften schon Tipps, wie man „gute“ von „schlechten“ Tiergeschäften unterscheiden kann und empfehlen den Gang zum Züchter, trotzdem ist es immer noch mehr oder weniger gängige Praxis, einen Welpen im Geschäft zu kaufen. Sogar sechs bis acht Wochen alte Rottweiler und Fila Brasileiros sind dort zu haben. Außerdem ist es durchaus üblich, sich einen Rassehund vom Züchter schicken zu lassen. Meist werden diese Hunde von privaten Transportunternehmen transportiert (in den gängigen Hundetransportboxen), und doch sind die Tiere (meist natürlich Welpen) in der Regel viele Stunden unterwegs, bekommen auch nicht immer die Möglichkeit, sich außerhalb der Box zu lösen. Abgabealter ist hier eher 6 als 8 (oder gar 12 Wochen).

Ausstellung in Spanien. (Foto Anna Laukner.)

Ein weiterer Punkt: Fast jedes Restaurant verbietet die Mitnahme von Hunden; manche Ärzte raten Schwangeren immer noch zur Abschaffung ihrer Hunde und Katzen. Und auch wenn uns dies merkwürdig anmutet (so hat in Spanien längst nicht überall das Leitungswasser Trinkwasserqualität, auch die Kanalisation entspricht längst nicht deutschen Standards), so sollten wir dies doch akzeptieren und aufklären, nicht bevormunden. Es ist eben auch nicht Jedermanns Sache, seinen Hund auf den Mund zu küssen oder von seinem Teller essen zu lassen (ohne dies werten zu wollen!).
Ich denke trotz allem: Einmal abgesehen von eindeutig tierquälerischem Verhalten sollte man so tolerant sein, andere Länder und andere Sitten zu respektieren, auch wenn sie nicht immer dem entsprechen, was wir im eigenen Land gewohnt sind. Ich bewundere die Menschen, die sich unermüdlich für gequälte Tiere einsetzen und damit auch schon einiges erreicht haben. Ich möchte auch keine Missstände verschleiern oder schönreden. Aber auf marktschreierische Weise einzelne Entgleisungen zum Merkmal einer ganzen Nation zu machen (und dabei die Missstände im eigenen Land ganz außer Acht zu lassen) dient nicht der Sache und verhöhnt die Menschen aller Nationen, die sich im Süden konstant für seriösen Tierschutz einsetzen.

Rauhaariger Podenco Ibicenco. (Foto: Anna Laukner)

Text (c) 2010

 

home Seitenanfang Menü Fotoalbum